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Patrik Rodek (34)

Großprojektleiter

In der Schule war ich in Mathe und Physik nicht besonders gut. Aber das lässt sich alles erlernen – mit Engagement und Selbstständigkeit kann man alle fachlichen Fähigkeiten mit mehr oder weniger Aufwand erreichen.

Patrik Rodek (34 Jahre), Großprojektleiter

Patrik, du arbeitest als Großprojektleiter – was genau machst du gerade?

Ich arbeite am neuen Duisburger Hauptbahnhof. Ich kümmere mich als Großprojektleiter um alles, was mit Bahnsteig-Gleisen zu tun hat – also um alles, was sich auf dem Boden befindet. Das Projekt ist auf 6 Jahre angelegt und wird insgesamt einen hohen zweistelligen Millionenbetrag kosten. In dieser Größenordnung ist das mein erstes Projekt.

 

Das ist eine beeindruckende Summe.…

Jeder, der diese Summen hört, ist erst einmal beeindruckt. Aber im Baugewerbe lernt man das schnell einzuordnen. Denn gerade bei einem großen Projekt kommen durch die vielen Gewerke und Prozessschritte schnell solche Summen zusammen.

 

Wie hast du es bis zu deiner jetzigen Position geschafft?

Ich habe erst einmal geschaut, wo meine Stärken liegen. Klar war, dass ich mich für technische Dinge interessiere. Dann habe ich mich bei der Deutschen Bahn für ein duales Bauingenieur-Studium beworben und bin auch direkt genommen worden. Nach den vier Jahren Ausbildungszeit zum Gleisbauer und dem parallelen Studium in Wuppertal durfte ich viele Abteilungen kennenlernen. Bei der Bauüberwachung bin ich dann hängengeblieben. Dort bin ich mit vielen Firmen in Kontakt gekommen und wollte unbedingt auch mal die Auftragnehmer-Seite kennenlernen. Bei meinem jetzigen Arbeitgeber durfte ich als Bauleiter starten und mich erst zum Junior-Projektleiter und dann zum Projektleiter hocharbeiten. Mit 31 habe ich es dann in die Großprojektleitung geschafft.

 

Klingt nach einem schnellen, aber auch herausfordernden Weg…

Der Weg war nicht unbedingt leicht, ich habe aber viel Unterstützung bekommen. Ich durfte schnell eigene Bauprojekte leiten und mich Schritt für Schritt weiterentwickeln. Wenn man bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und seine Aufgabe gut macht, dann hat man eigentlich immer großartige Chancen und Aufstiegsmöglichkeiten.

 

Wie unterscheidet sich der Job des Bauleiters von dem des Großprojektleiters?

Als Bauleiter hat man viele unterschiedliche To-dos. Je höher man beruflich steigt, desto weniger Einzelaufgaben hat man. Es geht in meinem jetzigen Job mehr darum, zu delegieren – also Aufgaben an andere Kollegen abzugeben. Ich kümmere mich vor allem darum, dass die Qualität und die Termine eingehalten werden und die Kosten im Rahmen bleiben.

 

Was ist dir bei deiner Arbeit wichtig? 

Ich möchte meinem Stil treu bleiben. Als Bauleiter und auch als Großprojektleiter arbeitet man mit unterschiedlichen Gewerken und Menschen zusammen. Mir ist wichtig, dass man sich auf eine kumpelhafte Art verständigt und zusammenhält. Entscheidend ist, dass man weiß, wer vor einem steht und wie man mit dieser Person am besten und auf Augenhöhe kommunizieren kann. Das Wir-Gefühl und der Spaß an der Arbeit darf nie verloren gehen. Das ist eigentlich die größte Motivation in meinem Job.

 

Wie viel Zeit verbringst du auf der Baustelle und im Büro?

Als Bauleiter und Projektleiter verbringt man die meiste Zeit im Büro. Ich schätze nur 20 Prozent der Zeit sind wir auf der Baustelle, um uns einen Eindruck zu verschaffen. Grundsätzlich kann ich mir das aber sehr gut selbst einteilen, wann ich wo bin.

 

Was genau ist mit Büro gemeint?

Das ist in der Regel ein Container direkt auf der Baustelle, in dem ich sitze. Der sieht von innen aus wie ein ganz normales Büro. Wir nennen das übrigens Baustelleneinrichtungsfläche, kurz BE-Fläche genannt.  Je nach Großprojekt kann das auch mal ein Bürokomplex in der Nähe der Baustelle sein, der angemietet wird.

 

Was machst du, wenn es zu Problemen auf der Baustelle kommt?

Die Frage kann ich nicht pauschal beantworten. Jedes Problem ist anders, und auch die dazugehörige Lösung. Wir erarbeiten uns das aber immer im Team. Erst setzen wir uns zusammen und schauen, wo das Problem liegt, ob es erneut auftauchen kann und ob wir präventiv etwas dagegen tun können. Dann sammeln wir gemeinsam Ideen und entwickeln daraus eine Lösung.

 

Wie lange dauern Bauprojekte im Durchschnitt?

Es kommt immer drauf an. Im klassischen Großbau ein halbes Jahr bis zu einem Jahr. Im Bahnbau können es auch nur Wochen bis Monate sein. So ein Projekt wie der Duisburger Hauptbahnhof sind mit 6 Jahren eher selten.

 

Du hast ein duales Studium absolviert – hat dich das gut auf das Arbeitsleben vorbereitet?

Ja. Wirklich gut war, dass ich während des Studiums schon Einblicke in den Konzern bekommen habe und sehen konnte, wie die Arbeit dort funktioniert. Mir war schnell klar, welche Wege ich gehen muss, um ans Ziel zu kommen. Und ich habe auch verstanden, dass zum Beispiel das Schreiben von E-Mails ein großer Bestandteil des Jobs ist. Im Studium weiß man das nicht, aber 60 bis 70 Prozent der Arbeitszeit macht das Schreiben und Beantworten von E-Mails schon aus.

 

Ist ein anschließendes Masterstudium deiner Meinung nach ein Muss?

In der Bauindustrie zählt vor allem die Berufserfahrung. Wenn also für den Berufseinstieg der Bachelor reicht, fragt hinterher keiner mehr nach einem Master. Da kommt es eher darauf an, wie viele Projekte man schon begleitet hat, in welcher Größenordnung und ob man Mitarbeiter geführt hat.

 

Wie digital ist dein Job?

Pläne beispielsweise sind auf der Baustelle immer in Papierform vorhanden. Schließlich müssen die für alle greifbar sein – für den Facharbeiter und den Vorarbeiter aber auch für den Polier. Aber natürlich ist der Job auch an vielen Stellen deutlich digitaler geworden. Es gibt zum Beispiel Drohnen und Roboter, die Gebäude vermessen. Das ist vor allem dann praktisch, wenn es viele Hindernisse gibt oder die Sicherheit der Menschen nicht gefährdet werden soll.

 

Bist du viel unterwegs als Bauleiter?

Auf jeden Fall. Das muss einem bewusst sein: In der Bauindustrie arbeite ich nicht dort, wo ich wohne, sondern da, wo die Arbeit wartet. Ich muss also bereit sein, meinen Job deutschlandweit auszuüben. Die letzten zehn Jahre war ich viel unterwegs und war nur an den Wochenenden zuhause. Manchmal war ich auch vier oder fünf Wochen am Stück nicht da. Jetz habe ich Glück und die Baustelle liegt direkt vor der Haustür.

 

Was würdest du denen sagen wollen, die Bauingenieur:in werden wollen?

Auch als Bauingenieur fängt man erstmal klein an und verdient nicht hunderttausende von Euros im Jahr. Außerdem ist viel Eigeninitiative gefragt und auch die Bereitschaft, neue Sachen lernen zu wollen und sich die Informationen zu holen, die man braucht.