
Jonas Heinle (23)
Bachelor-Student im 6. Semester
Ich hatte keine konkrete Vorstellung davon, was Bauingenieure machen. Ich wusste, dass man irgendwas mit Statik rechnet, aber wie vielfältig der Beruf eigentlich ist – das habe ich erst im Studium gelernt.
Du hast vor deinem Studium eine Ausbildung als Zimmerer gemacht. Wie kam es dazu?
In der Fachoberschule hatte ich mehrere Praktika, unter anderem als Schreiner und Zimmerer. Das mit dem Zimmerer hat mir richtig gut gefallen, also habe ich mich nach dem Fachabi entschieden, erst mal was Praktisches zu machen. Das war genau richtig.
Und warum wolltest du anschließend studieren?
Es kam der Wunsch auf, mehr zu verstehen – warum Pläne so sind, wie sie sind zum Beispiel. Ich wollte wissen, warum Dinge konstruiert werden und wie sie konstruiert sind. Außerdem habe ich in meinem Umfeld gesehen, dass viele Kollegen körperlich nicht bis zur Rente durchgehalten haben. Ich wollte langfristig einen Beruf, der sinnvoll und nachhaltig für mich funktioniert. Also habe ich mich für das Studium entschieden.
Hattest du vor dem Studium schon eine konkrete Vorstellung davon, was Bauingenieure machen?
Ehrlich gesagt: Nein. Ich wusste, dass man irgendwas mit Statik rechnet, aber wie vielfältig der Beruf eigentlich ist – das habe ich erst im Studium gelernt.
Hat das Studium deine Erwartungen erfüllt?
Ja! Die ersten Semester sind sehr theoretisch, aber sobald es in die Praxisfächer geht – wie Stahlbetonbau, Holzbau oder Stahlbau – merkt man, wofür man die ganzen Grundlagen gelernt hat. Dann macht’s auch mehr Spaß.
Was hat dir deine Ausbildung für das Studium gebracht?
Extrem viel. Ich kann Pläne besser lesen, kenne Baustellenabläufe, weiß, wie Materialien verbaut werden. Auch in Fächern wie Physik oder technischer Mechanik hatte ich einen Vorsprung. Das hilft enorm. Und ich brauchte durch meine Ausbildung kein dreimonatiges Baustellenpraktikum machen.
Gibt’s Fächer, die dich besonders überrascht haben – positiv oder negativ?
Ich hätte gedacht, dass Holzbau für mich leicht wird, wegen meiner Ausbildung. Aber das war überraschend komplex – also definitiv anspruchsvoller, als ich dachte.
Was ist für dich die größte Herausforderung im Studium?
Mich rechtzeitig zum Lernen zu motivieren. Ich bin eher der Typ, der intensiv auf den letzten Drücker lernt. Es klappt, aber entspannter wäre es, wenn ich früher anfangen würde.
Wie wichtig ist Mathe wirklich im Bauingenieurwesen?
Wichtig, ja – aber kein Hexenwerk. Mathe im Studium ist vielleicht 20 Prozent schwieriger als im Abi. Es ist baubezogen und nicht extrem abstrakt. Man muss kein Mathe-Ass sein, aber verstehen sollte man es schon.
Arbeitest du neben dem Studium?
Ich war in den ersten Semestern Werkstudent bei einem Projektentwickler. Später habe ich ein Praxissemester gemacht. Aktuell arbeite ich nicht, weil ich mich auf meine Bachelorarbeit und mein geplantes Auslandssemester konzentriere.
Wo geht es hin und wie kam es dazu?
Ich mache ein Austauschsemester an einer Partneruni in Nordwest-Argentinien. Das läuft über ein Programm meiner Hochschule und wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst gefördert. Alles ist super organisiert – die Kurse werden angerechnet und man bekommt ein Stipendium. Ich freu mich riesig drauf!
Und wie sieht ein typischer Hochschultag bei dir aus?
Meistens geht’s um 8 Uhr los mit Vorlesungen, manchmal bis 18 Uhr. Der Stundenplan variiert je nach Semester. Vorlesungen sind nicht immer Pflicht, aber ich empfehle, sie zu besuchen – man versteht die Inhalte einfach besser, wenn man dabei ist.
Wie schätzt du deine Work-Life-Balance im Studium ein?
Eigentlich ganz okay. Ich schaffe es, nebenbei zehn bis fünfzehn Stunden die Woche zu arbeiten, wenn ich möchte. Und in der Prüfungsphase hat man dank versetzter Prüfungen genug Zeit, sich auf alles vorzubereiten. In den Semesterferien ist dann auch mal richtig frei – oder ich arbeite ein bisschen, wie letztes Jahr beim Steuerberater.
Was würdest du Schüler:innen raten, die überlegen, Bauingenieurwesen zu studieren?
Mach vorher eine Ausbildung! Am besten als Zimmerer, Maurer oder Straßenbauer. Du lernst so viel über Baustellen, Abläufe und Pläne, das hilft dir im Studium. Und später kannst du dich damit auch leichter selbstständig machen.
Und dein Highlight bisher im Studium?
In einer meiner Lieblingsvorlesungen, Wasserbau, haben wir ein Hochwasserrückhaltebecken besichtigt – das war super spannend. Darüber kam ich dann auch an mein Praxissemester. Außerdem setzen wir in Projekten echte Aufgaben für Städte um, Variantenvergleiche für Trinkwasserleitungen beispielsweise.
Hast du schon konkrete Pläne für die Zeit danach?
Vielleicht mache ich den Master „International Engineering Management“. Da geht’s nochmal nach Argentinien – Projektmanagement, international ausgerichtet. Klingt spannend, aber ich entscheide das spontan.
Zum Schluss: Was sollte man unbedingt wissen, bevor man mit dem Studium anfängt?
Das Studium ist definitiv machbar – aber du musst dranbleiben. Wenn du mitmachst und dich reinhängst, schaffst du das. Und es lohnt sich: Die Berufsaussichten sind top, man wird quasi überall gebraucht.