
Ann-Kristin Hasenbank (30)
Tragwerksplanerin
Mich begeistert, dass ich die gebaute Umwelt mitgestalte. Ich kann Projekte begleiten, die später wirklich gebaut werden. Und ich freue mich jedes Mal, wenn ich an einem Gebäude vorbeikomme, bei dem ich mitgewirkt habe.
Wie bist du zum Bauingenieurwesen gekommen?
Ich bin auf dem Land aufgewachsen. Meine Mutter ist Bauzeichnerin und das Thema Bauen hat mich schon immer fasziniert – große Gebäude, Architektur, Konstruktion. Außerdem war nach dem Abi für mich klar: Ich möchte etwas mit Mathe machen, aber es soll auch praxisnah sein. So bin ich beim Bauingenieurwesen gelandet und fürs Studium nach Hamburg gezogen. Das war die richtige Entscheidung.
Warum hast du dich für Bauingenieurwesen und nicht für Architektur entschieden?
Ich fand das Rechnen spannender. Architektur ist kreativ und gestalterisch – und die Zusammenarbeit mit Architekten finde ich auch toll. Aber ich mochte mehr den mathematischen Hintergrund.
Wie ging es für dich nach dem Bachelor weiter?
Während des Bachelors habe ich als Werkstudentin in einem Bauunternehmen gearbeitet, das war eher die Richtung Bauausführung, beziehungsweise Bauleitung. Nach dem Abschluss bin ich dann in die Arbeitsvorbereitung gewechselt, also weg von der Baustelle, rein ins Büro. Aber das Thema Planung und Statik hat mich nicht losgelassen. Deshalb habe ich noch den Master gemacht und das Thema „Tragwerke“ vertieft. Nach dem Master bin ich dann in die Planung eingestiegen und das gefällt mir nach wie vor sehr gut.
Wie sieht dein Arbeitsalltag heute aus?
Ich arbeite in der Tragwerksplanung im Bereich Holzbau. Mein Tag ist dabei sehr abwechslungsreich: Oft sitze ich konzentriert am Rechner und berechne Statiken, habe jedoch auch regelmäßig Meetings mit Architektinnen und Architekten, Fachplanerinnen und Fachplanern – digital via Teams oder vor Ort. Und manchmal geht es auch auf die Baustelle, um sich alles anzusehen. Ich finde es spannend, wie ein Projekt wächst und wie viele Beteiligte über die Zeit dazukommen.
Was war dein spannendstes Projekt bisher?
Das neue „Neue Amt Altona“ in Hamburg – ein Bürogebäude mit Coworking-Bereich. Das war mein erstes Projekt im Holzbau: Sechs Geschosse, davon vier in Holzbauweise, ein super Team und ein genossenschaftlicher Bauherr mit tollem Konzept. Ich freue mich riesig, wenn das fertig ist. Es liegt quasi bei mir um die Ecke und wird meine direkte Umgebung prägen, auch deswegen kann ich mich so sehr damit identifizieren.
Was fasziniert dich an deinem Beruf?
Mich begeistert, dass ich die gebaute Umwelt mitgestalte. Ich kann Projekte begleiten, die später wirklich gebaut werden. Und ich freue mich jedes Mal, wenn ich an einem Gebäude vorbeikomme, bei dem ich mitgewirkt habe. Besonders spannend finde ich auch kleinere Projekte mit cleveren Tragwerkslösungen – die sind oft inspirierender als große Objekte.
Wie beeinflusst deine Arbeit die Sicherheit und Bauweise eines Gebäudes?
Sehr! Als Tragwerksplanerin sorge ich dafür, dass das Gebäude sicher steht. Das ist eine große Verantwortung, die ich aber nicht allein trage. Wir arbeiten immer im Team und stimmen uns ab. Das läuft nach dem Vier-Augen-Prinzip und bei größeren Projekten ist auch ein:e Prüfstatiker:in dabei.
Was glaubst du: Wie wird sich deine Arbeit in Zukunft verändern?
Ich denke, dass wir mehr Bestandsgebäude aus- und umbauen werden. Das kriegen hier schon jetzt im Büro immer mehr mit. Bei vielen Projekten geht es um Aufstockungen und Umbauten, damit alte Gebäude anders genutzt werden können. Das wird uns, beziehungsweise die Baubranche in den kommenden Jahren auf jeden Fall beschäftigen.
Welche Fähigkeiten sind für deinen Job besonders wichtig?
Kreativität ist wichtig – vor allem, wenn man im frühen Planungsstadium Einfluss auf das Tragwerk nimmt. Dann braucht es Ideen, wie man Stützen oder Wände geschickt platziert. Rechnen gehört natürlich auch dazu, genauso wie räumliches Vorstellungsvermögen. Aber keine Angst: Vieles lernt man mit der Zeit.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten hast du als Planungsingenieurin?
Viele! Im Moment arbeite ich als Projektingenieurin. Der nächste Schritt wäre die Projektleitung, dann vielleicht eine Fachbereichsleitung oder irgendwann die Selbstständigkeit – es gibt viele Wege, je nach Interesse und Teamgröße.
Was würdest du jungen Menschen raten, die sich für Bauingenieurwesen interessieren?
Traut euch! Wenn ihr Interesse am Bauwesen habt – macht es. Es ist ein vielseitiger, spannender und zukunftssicherer Beruf. Und wenn ihr euch noch nicht sicher seid, welche Richtung im Bauwesen passt: Macht Praktika! So bekommt ihr ein gutes Gefühl für die verschiedenen Möglichkeiten.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in deinem Job?
Eine sehr große. Der Bausektor ist global ein großer Verursacher von CO2-Emissionen. Deshalb müssen wir nachhaltiger bauen – ob durch Holzbau, Materialeinsparung oder CO₂-reduzierte Baustoffe. Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine Notwendigkeit.
Stichwort Frauen in der Baubranche - was ist dir wichtig?
Das Bauwesen ist immer noch eine männerdominierte Branche – aber das ändert sich langsam. Ich hoffe, dass sich mehr junge Frauen für diesen Beruf entscheiden. Sie sollten sich nicht abschrecken lassen und unbedingt sichtbarer werden. Frauen bringen eine wertvolle Perspektive ein und verändern die Dynamik in den Teams.